Bitcoin Bubble - revisited

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Sie blüht wieder, die schönste aller Blüten: die Bitcoin-Blase. Doch wann und wie wird sie platzen? Eine behavioristische Bestandsaufnahme.

Die Bubble wird aufgeblasenRückblick

sentix beschäftigt sich schon lange mit Bitcoins. Und im Gegensatz zu vielen anderen, haben wir uns auch einiges an Handelserfahrung in Bitcoins zugelegt. Bereits im Jahr 2013 haben wir umfassend zum Thema Stellung genommen und dargelegt, warum wir hier eine Neuauflage der Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts vermuten. An dieser Diagnose gibt es nichts zu rütteln. Ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich wird diese Blase noch grandioser platzen als die Tulpenblase. Denn während Tulpen auch heute noch einen Marktwert besitzen, würden wir dies für Bitcoins nicht unbedingt erwarten.

Das Kernproblem der Bitcoins ist nicht ihre "digitale Erscheinung". Das Kernproblem sind keine technischen Fragen. Das Problem ist, dass Bitcoins wie eine Währung oder eine Anlage behandelt werden, dabei handelt es sich um ein Austausch-Protokoll. Was bedeutet das?

Ich möchte an dieser Stelle nicht nochmals auf die technischen Hintergründe eingehen. Dies habe ich im verlinkten Artikel schon getan und es gibt genug "Erklärvideos" im Netz bzw. Texte, wo man sich genauestens informieren kann.

Asset oder nicht, das ist hier die Frage!

Ich möchte mich auf den entscheidenden Unterschied zwischen Anlage / Währung und Austauschprotokoll beschränken. Zunächst gilt es festzuhalten, dass das Wesen der Bitcoins die sogenannte "Blockchain Technologie" ist. Deren "Wert" besteht darin, dass sie eine verschlüsselte und sichere Übertragung eines Zahlungsvorgangs zwischen zwei Nutzern ermöglicht, ohne auf ein zentrales Netzwerk angewiesen zu sein. Es handelt sich demnach zunächst um ein reines Austauschverfahren von Informationen. Dieses ist zwar technologisch anspruchsvoll, besitzt aber dennoch nur einen geringen eigenen Wert. Der Code ist öffentlich zugänglich und es gibt aus diesem Grund viele solcher Verfahren. Der Nutzen der Technologie besteht wie gesagt darin, einen Zahlungsvorgang sicher zu gestalten.

Man könnte mit Hilfe der Blockchain-Technologie also sehr einfach und effizient einen Vermögensübertrag von A nach B organisieren. Würde der Bitcoin nur dieser Funktion gerecht, dürfte es keinen "Marktpreis" für Bitcoins geben. Denn es gäbe keine definierte Zahl an Bitcoins, sondern die Technologie wäre so gestaltet, dass sie beliebig skalierbar wäre. Tatsächlich arbeiten Banken daran, den internationalen Zahlungsverkehr mittels dieser Technologie sicherer, schneller und biliger zu gestalten.

In der Realität beobachten wir jedoch explosionsartig steigende Preise von Bitcoins. Dies liegt daran, dass User A eben nicht an User B Geld sendet, sondern User A glaubt, dass er von User B etwas kauft. Nämlich "werthaltige" Bitcoins. Tatsächlich "erwirbt" (sendet) User A nichts von User B (außer einem Code, von dem er glaubt, dass irgendwann ein anderer bereit ist, für die Überlassung dieses Codeschnippsels wieder Geld zu senden). Dennoch herrscht die Illusion bei Anlegern vor, sie hätten ein Investment in Bitcoins getätigt. Die Medien berichten ja auch von einer "Marktkapitalisierung", so als handele es sich bei den Bitcoins um eine Aktie, eine Immobilie oder etwas anderes Handfestes.

Durch den Kaufvorgang von User A findet zwar eine Bewertung der Bitcoins statt, tatsächlich wurde aber nie etwas erschaffen, außer einem errechneten Code. Während man bei einem Kauf einer Aktie einen Anteil an einem produizierenden Unternehmen , bei einer Immobilie ein paar Steine und einen Wohnwert und bei US-Dollars immerhin noch ein Versprechen einer Notenbank erhält, erhält man bei Bitcoins nichts außer ein paar Bytes und die Hoffnung, dass für dieses Austauschsystem auch morgen noch jemand bereit ist, etwas zu bezahlen.

Kein Wert

Niemand in der ganzen Kette der Bitcoin-Geschichte hat das in Bitcoins umgesetzte Geld irgendwo gelagert oder in etwas von Wert getauscht. Vielmehr haben die Verkäufer nichts anderes getan, als vom Käufer die so ungeliebten Euros und Dollars zu nehmen und ihrerseits wohl zu was richtigem zu tauschen. Der Käufer der Bitcoins hat nichts als die Hoffnung, dass auch morgen sich ein neuer Käufer findet, der bereit ist, für einen Austauschalgorithmus, der beliebig zu vervielfältigen ist, einen noch höheren Preis zu zahlen, als er es heute selbst getan hat. Genau dies ist die Beschreibung eines Pyramidenspiels, welches IMMER im totalen Zusammenbruch endet. Früher oder später.

Lassen Sie uns nochmals kurz auf die Frage der Kapitalisierung zurückkommen. Wir beobachten doch steigende Preise. Und dies assozieren die Menschen mit steigenden Werten. Tatsächlich hat dies aber damit zu tun, dass wir es hier mit einer optischen Täuschung zu tun haben. Weil die Preise steigen, am Anfang rein aus dem Phänomen des neuen heraus, assoziieren Menschen damit einen Wert und "erwerben" die Bitcoins. Wie gesagt, tatsächlich überweisen sie eigentlich nur eine Summe Geld von A nach B - Gegenwert ein paar Bytes. Wer ist aber dieser B? Nun, um dieser Frage nachzuspüren müssen wir uns klar machen, dass aufgrund des besonderen Algorithmus die Bitcoins eben nicht "unbegrenzt" konzipiert wurden, sondern die Erfinder haben eine Höchstzahl festgelegt, die irgendwann erreicht wird. Die Wachtusmkurve dahinter ist logarithmisch. Das bedeutet, dass es zunehmend schwerer wird, neue Bitcoins zu erschaffen. Wenn gleichzeitig mehr und mehr Menschen bereit sind, für diese Bytes etwas zu bezahlen, trifft eine immer höhere Kaufkraft auf ein begrenztes und immer langsamer wachsendes Angebot. Die Folge: die Preise explodieren potentiell exponentiell.

Doch wie gesagt: das bedeutet nicht, dass in den Bitcoins irgendetwas von Wert geschaffen wird. Verfechter der Bitcoins glauben, dass diese einmal das Zahlungsmittel der Zukunft sein werden. Ja, das mag gut sein. Aber wie eingangs ausgeführt, wird das Zahlungsmittel der Zukunft quasi nichts kosten und unbegrenzt hergestellt werden. Zum Vermögensübertrag benötige ich keine "Kapitalisierung". Und wer glaubt, dass Bitcoins ein Wertspeicher seien, dem sei gesagt, dass Bitcoins - noch mehr als Banknoten - auf Vertrauen angewiesen sind. Der Inhaber von Bitcoins muss vertrauen, dass andere Menschen dieser digitalen Form auch in Zukunft vertrauen schenken.

Wer gewinnt?

Die heutigen Verkäufer von Bitcoins tun dies ganz offensichtlich nicht. Denn eines muss jedem klar sein, der sich hier engagiert: die mit Abstand größte Zahl an Bitcoins war bereits "erschaffen", da kannte das Projekt noch niemand. Es muss Menschen geben, die unendlich reich sein würden, ginge der Bitcoin-Hype weiter. Und da von Bitcoins niemand satt wird und außer illusorischen Kursgewinne keine Ertragsgenerierung daraus erfolgen kann, werden diese Menschen immer wieder Bitcoins zum Verkauf stellen. Dass, was die heutigen Käufer erwerben, sind nichts anderes als die Initatoren-Gewinne der Gründer und "early adopters" (wie die Winkelvross-Brüder) von Bitcoin. Und die wollen letztlich Dollars und Euros damit machen.

Dennoch wird die Blase weiter aufgeblasen. Und das hat auch damit zu tun, dass die Bitcoins bislang scheinbar doch gut funktionieren. Ob Griechenland-Drama, China-Währungsflucht oder aktuell die Krise in Venezuela: überall wo das klassische Finanzsystem scheinbar oder tatsächlich zusammenbricht, springt der Bitcoin-Kurs. Als Begründung hören wir dann, das nur so ein Tausch aus der Schwachwährung möglich sei. Da die Bitcoins aber durch ein Banktransaktion letztlich in Dollars oder Euro bezahlt werden müssen, muss entweder der Devisentransfer in den Krisenländern noch möglich gewesen sein oder das Geld war bereits im Ausland. Es gäbe damit eigentlich nicht die Notwendigkeit, Bitcoins zu benutzen. Aber es zählen bei Bitcoins nicht die Fakten, sondern die spekulative Erscheinung - und die schöne Story.

Jede Einzelheit der Bitcoin-Story passt in allen Varianten auf klassische Spekulationsblasen bzw. Ponzi-Schemata und Kettenbriefe. Egal welchen Eindruck sie heute von Bitcoins haben, am Ende der Geschichte werden die Bitcoins ihre wahre Natur zeigen und der Wert dieser Anlage wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gegen Null tendieren. Was könnte die Blase zum Platzen bringen?

Das Ende: die Blase platzt

Der wahrscheinlichste Grund ist, dass die Preise irgendwann so absurd hoch sind, dass es zu einer erhöhten Zahl an Gewinnmitnahmeversuchen kommt, die mangels Kaufkraft scheitern und damit einen Vertrauensverlust auslösen. Diese wird unheilbar sein und es kommt in sehr kurzer Zeit zum völligen Zusammenbruch. Ebenso sollten Anleger bedenken, dass die Illusion des knappen Gutes und das Versprechen, dass es nie viele Bitcoins geben wird, gebrochen werden könnte. Tatsächlich gibt es bereits eine Gruppe an "Leadern", die sich dafür ausgesprochen haben, den Code so zu ändern, dass es leichter ist, Bitcoins zu erschaffen. Der Grund dafür ist, dass es zum einen für die "Leader" extrem reizvoll ist, die Blase anzuheizen und zum anderen dürften sich Bitcoins nichts zum universellen Austauschmittel emporschwingen, wenn man dazu diese absurde Kapitalisierung betreiben muss. Die Banken, die an alternativen Zahlungssystem arbeiten, werden Bitcoins nie akzeptieren, wenn sie dazu die astronomischen Gewinne der Initiatoren und "early adopters" finanzieren müssten. Lieber schaffen sie einen global unter Banken akzeptierten Klon. Und Bitcoins blieben auf der Strecke!

Alleine die Diskussion, dass es bei dem angeblich manipulationssicheren Bitcoins wohl doch möglich ist, eine grundlegende Veränderung durchzuführen, müsste eigentlich schon heute zu einem Zusammenbruch des Systems führen. Tatsächlich wissen wir jedoch aus der Behavioral Finance-Forschung, dass die Preise eines Bubble-Assets selbst dann noch steigen, wenn die Mehrheit bereits weiß, dass der Wert am Ende null sein wird! Das ist leider die Psychologie und Physiologie der Blase.

Weitere Gründe für ein Scheitern könnten sein, dass die Staaten deren Einsatz verbieten (Ja, Staaten können das. Sie können das Internet zensieren, sie können den Geldtransfer blockieren - wie gesagt, Bitcoins tauschen nur echtes Geld zwischen A und B - und sie können wichtigen Playern den Handeln damit verbieten und unter Strafe stellen). Bitcoins sind weniger wert als das echte Geld der Staaten, denn sie sind mit nichts ausgestattet, was ihnen einen eigenen intrinsischen Wert verleiht. Bedenken Sie das immer!

Und last but not least wissen wir nichts über die Motive und die Hintermänner der Bitcoins, die "Macher" der ersten Stunde. Wann werden diese "Kasse machen"? Und wie stabil sind Bitcoins bei einem gut vorbereiteten Cyber-Angriff?

Ein Fall für die Geschichtsbücher

Fest steht nur eines: in den Geschichtsbüchern der Zukunft wird stehen, dass es eine unglaubliche Blase mit einem "neuen Finanzinstrument" gegeben hat. Nachfolgende Generationen werden nicht verstehen, dass wir für ein paar Bytes Unsummen hingelegt haben. Dass die Menschen in der Tulpen-Manie ein Haus für eine Tulpenzwiebel gegeben haben, lässt uns heute ungläubig staunen. Wie werden unsere Kinder und Enkel über uns Staunen, wenn  sie lesen, dass es Menschen im Jahr 2017 gab, die für ein paar virtuelle Bits und Bytes mehr als eine Unze Gold, mehr als 25 Daimler-Aktien oder mehr als 566 Leiber Brot gegeben haben?

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